Schon lange fieberten die Drittklässler der Mozart-Grundschule Elsenfeld diesem Schultag entgegen. Endlich kam der versprochene Besuch: Frau Margit Giegerich aus Obernburg, eine nahezu erblindete Frau, kam in die 3. Klassen.

In 90 Minuten erklärte Frau Giegerich zusammen mit ihrer Begleitung Frau Karl, wie es ist, wenn man nur noch eine sehr eingeschränkte Sehkraft hat. Dies tat sie aber nicht in einem langweiligen Vortrag, sondern die Kinder durften während den 2 Stunden immer wieder Gegenstände und Hilfsmittel aus ihrem Alltag ausprobieren:

Eine sprechende Personenwaage, einen sprechenden Wecker, eine Armbanduhr, bei der man die Zahlen und Zeiger tasten konnte, einen extra für Blinde gefertigten Zollstock, ebenso ein Maßband und Spielkarten und sogar ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel! Dabei konnten die Kinder ertasten, dass die Spielfiguren unterschiedliche Einkerbungen hatten und alle „Männchen“ in Löcher gesteckt werden mussten, damit sie nicht umfallen, wenn man das Spielfeld ertastet! Auch die Euromünzen konnte Frau Giegerich sicher unterscheiden. Die unterschiedliche Beschaffenheit des Randes ermöglicht den Blinden die richtige Münze zu finden. Sogar für Geldscheine gibt es eine Art Schablone, mit der man die Größe und damit den Wert des Scheines erkennen kann. Besonders Eindruck hinterließ der Pieper für die Kaffeetasse, der piept, wenn die Tasse voll ist. Natürlich zeigte Frau Giegerich auch ihren Blindenstock, mit dem sie den Weg, der vor ihr liegt abtastet, um Hindernisse rechtzeitig zu erkennen. In einem kleinen Versuch erkannten die Kinder, dass dies gar nicht so einfach ist, sondern einige Übung benötigt.
Auch von ganz modernen Hilfsmitteln konnte Frau Giegerich berichten, wie z.B. von Computern, die vorlesen und eine Tastatur in Braille-Schrift haben und eine App am Handy, die sogar verrät, wenn auf einem Spaziergang in der Nähe eine Bank zum Ausruhen steht. Trotz vieler Hilfsmittel ist Frau Giegerich aber trotzdem in vielen Fällen auf Hilfe angewiesen. Das wurde den Schülern auch sehr bewusst. Zum Glück gibt es Menschen wie Frau Karl, die Frau Giegerich zu solchen Schulbesuchen fährt, sie im Schulhaus führt, die Materialien in die Schule trägt und auch sonst immer wieder für Frau Giegerich da ist.

Immer wieder löcherten die Kinder Frau Giegerich mit Fragen rund um ihr Leben, welche sie geduldig und freundlich beantwortete. So erfuhren wir zum Beispiel, dass der Edeka-Markt in Elsenfeld ihr bestellte Lebensmittel vor die Tür liefert. 

Wie im Flug gingen die 90 Minuten vorüber und ich bin mir sicher, dass die Kinder Sehbehinderte im wahrsten Sinne des Wortes nun „mit anderen Augen sehen“!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den beiden Damen und werden diesen Schultag wohl nie vergessen!

Dominik Ott